( FOTO von ingrid e Johnson: Das Foto habe ich im Jahr 2014 bei einer Veranstaltung im Österreichischen Generalkonsulat in New York City gemacht.)
Bevor du Psychiater*innen aufsuchst, empfehle ich dir diese fünf Dinge:
- Welche Alternativen gibt es?
Die meisten Psychiater*innen werden dir sagen, dass deine Probleme „biologischen Ursprungs“ sind. Sie sehen in Medikamenten die einzige Lösung anstatt als eine Lösung unter vielen.
Ich rate dir, erst mal nach anderen Möglichkeiten zu suchen.
Bekommst du regelmäßig genügend Schlaf? Schlafmangel kann krank machen – seelisch und auch körperlich. Bei mir hat Schlafmangel sogar im Jahr 1996 dazu geführt, dass ich in eine längere Psychose gefallen bin. Eine Psychose ist eine Störung, bei der man den Bezug zur Realität verliert. Genügend Schlaf ist eine der wichtigsten Grundvoraussetzungen für die psychische, also die seelische Gesundheit.
Überfordert dich deine Arbeit? Dann sprich mit deinem*r Arbeitgeber*in. Vielleicht kannst du deine Arbeitstelle so verändern, dass du dich nicht mehr überfordert fühlst.
Wie steht es mit deinem sozialen Netzwerk von „warmherzigen Beschützern“ aus? Das können zum Beispiel Familienmitglieder oder Freunde sein. Vorhandene oder nicht vorhandene soziale Beziehungen haben ohne Zweifel große Auswirkungen auf unser Wohlbefinden. Je mehr Zeit und Energie wir in positive Verbindungen investieren, desto mehr positive Gefühle werden in Gang gesetzt.
Wenn ich emotional unruhig werde, helfen mir diese Dinge am meisten: meine Gedanken aufschreiben, Musik machen, tanzen und auch malen. Begabt bin ich nicht gerade. Aber darum geht es nicht.
Wichtig ist es, seine beunruhigenden und zwanghaften Gedanken aus sich heraus und in eine andere Form zu bringen. Manches macht es einfacher, zu verstehen, was einen gerade unruhig macht: Wenn man seine Gedanken in einem selbstgemalten Gemälde, einem Lied oder einer Geschichte vor sich hat. Durch die Künste konnte ich Sachen aus mir herausholen, die mir selber noch nicht klar waren.
An sehr rastlosen Tagen kann ich zum Beispiel Lieder auf meinem Keyboard komponieren. Dazu wäre ich an einem normalen Tag niemals fähig. Ich sitze normalerweise nur an meinem Keyboard, wenn mich etwas aufwühlt.
- Lass dich körperlich von einem Hausarzt untersuchen, bevor du eine*n Psychiater*in aufsuchst.
Psychische Probleme können auch durch Vitaminmangel ausgelöst werden. Sie können auch eine Begleiterscheinung von körperlichen Krankheiten sein.
Es kann sein, dass du deine psychischen Schwierigkeiten nicht überwinden kannst, wenn der körperliche Ursprung zuerst geheilt werden muss.
Wurde dein Blut auf Vitamin- und Mineralstoffmangel getestet?
Ich hatte oft zu wenig Zink, Vitamin B12 und Vitamin D im Blut. Das ist nicht selten bei Menschen mit starken Stimmungsschwankungen und ständigem Stress.
Mittlerweile nehme ich täglich Zink, Vitamin B12 und Vitamin D als Nahrungsergänzungsmittel ein.
- Es gibt immer Risiken und Nebenwirkungen bei Psychopharmaka
Psychopharmaka sind Medikamente für psychische Erkrankungen. Es gibt erhebliche Risiken, wenn man Psychopharmaka über eine längere Zeit zu sich nimmt. Das ist wichtig zu verstehen. Viele Psychiater*innen erwähnen das nicht.
Zwischen 1996 und 2008 wurden mir von ungefähr zehn verschiedenen Psychiater*innen in Deutschland und den USA unterschiedliche Psychopharmika verschrieben. Keiner von ihnen erklärte mir die vielen Nebenwirkungen.
In meinem Fall haben die Medikamente meinen Zustand nur verschlimmert.
In den Jahren 1996 und 1997 habe ich täglich Lithium zu mir genommen. In ersten 16 Monaten habe ich fast 70 Kilogramm zugenommen. In den darauffolgenden Jahren habe ich eine gefährliche Essstörung entwickelt. Inzwischen habe ich keine Essstörung mehr. Nur leider habe ich noch nicht den Raum gefunden, meinen „Kummerspeck“ wieder loszuwerden. Ich habe ein Schutzhausmodell entworfen. Darin mache ich den Vorschlag machen, wie ich (und viele andere!) innerhalb von drei Jahren mein „Kummerspeck“ reduzieren könnte. Die westliche Medizin gibt mir nur noch eine 4 % Chance gibt, das ich das Gewicht wieder loswerden kann.
Zwischen 1996 und 2006 habe ich viele Ärzte in New York City gesehen. Nicht einer von ihnen hat mir empfohlen, das Lithium abzusetzen. Nicht ein einziger sah meine Gewichtszunahme als beunruhigend an. Dabei ist eine Gewichtszunahme eine typische Nebenwirkung von Lithium (und auch anderen Psychopharmika). Später bin ich zu Lamictal gewechselt. Dann bekam ich sehr ungesunde, zwanghafte Gedanken. Nachdem ich Lamictal absetzte, verschwanden auch diese Gedanken wieder.
Seit 2011 nehme ich keine Psychopharmaka mehr. Mit Selbstpflege geht es mir jetzt viel besser.
Die Nebenwirkungen der Psychopharmaka konnen sehr ernstzunehmend sein. Das ist wichtig zu verstehen.
Die Nebenwirkungen können Selbstmordgedanken sein, chronische Krankheiten oder schlimmere psychische Probleme herbeirufen. Auch das Risiko, früher zu sterben, ist sehr groß.
Es ist wichtig, den oder Psychiater*in immer nach den Risiken des vorgeschlagenen Medikaments zu fragen
Außerdem rate ich, auch zusätzlich selber zu recherchieren.
Du bist der Meinung, eine Behandlung mit Medikamenten ist der Weg. Dann ist es wichtig, gut informierte Entscheidungen zu treffen.
- Es kann sehr schwierig sein, Psychopharmaka wieder abzusetzen
Meistens ist es ein schwieriger Prozess, Psychopharmaka wieder abzusetzen. Je länger du sie nimmst, umso schwerer kann es werden.
Behalte das im Kopf, bevor du einwilligst, sie zu nehmen.
Die meisten Psychiater*innen gehen diese Punkte nicht mit dir durch. Sie tun es erst, wenn du sie danach fragt. Es ist also wichtig, immer nachzufragen!
Zwischen 1996 und 2008 habe ich zehn Psychiater gesehen. Keiner sagte mir, wie schwierig die Absetzung der verschriebenen Medikamente sein würde.
Wenn man es nicht richtig macht, kann das sehr gefährlich sein.
Mich selber von Psychopharmika zu entwöhnen, war eines der beängstigendsten Dinge, die ich je gemacht habe.
Falls du deine Medikamente absetzen möchtest, empfehle ich dir das Buch „Harm Reduction Guide to Coming Off Psychiatric Drugs“. Es wurde von dem „The Icarus Project“ zusammengestellt.
Das Handbuch kannst du hier in mehreren Sprachen (auch auf Deutsch!) herunterladen: http://willhall.net/comingoffmeds/
- Zu guter Letzt … lies anregende Bücher
Selbsthilfe-Bücher haben mir auch sehr geholfen. Das zu gehört zum Beispiel:
Suzy Reading (2018): Ab Heute Sorge Ich Für Mich: Kleine Gewohnheiten verändern, Tag für Tag mehr aufblühen.
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Hier noch ein paar Tipps:
- Sieh deine heftigen Emotionen als „vielfältiges Können“ an. Sieh sie nicht als „Nicht-Können“ an.
- Versuche, zuerst einen ganzheitlichen heilenden Ansatz zu finden.
- Vertraue Ärzten niemals blind.
- Stelle Empfehlungen von Menschen in Frage. Nur du weißt, was dir guttut.
- Informiere dich selbst, so gut du kannst.
Dieser Blogbeitrag ist inspiriert durch einen Beitrag, den ich auf der Website Mad in America von dem Psychiater Peter Breggin MD gefunden habe: „The Most Dangerous Thing You Will Ever Do is see a psychiatrist.“